- Bürgerservice
- Politik, Rathaus & Gemeinden
- Wirtschaft, Klima- & Umweltschutz
- Familie & Bildung
- Kulturelles & Sport
- Freibad Pellenz
Hilfsprojekt für gestrandete Kinder aus der Ukraine
Humanität und Spendenbereitschaft, für die vom Angriffskrieg Russlands gezeichnete Ukraine und deren Bevölkerung, setzen ungeahnte Potenziale frei. Auch im Landkreis Mayen-Koblenz ergießt sich eine Welle der Solidarität. Hilfsgüter im Wert von rund 20.000 Euro wurden zum Beispiel Mitte März von Frauen und Männern der Freiwilligen Feuerwehr Nickenich und hauptberuflichen Polizisten aus Koblenz nahe der polnisch-ukrainischen Grenze übergeben. Außerdem wurden im Anschluss acht Erwachsene und neun Kinder, allesamt ukrainische Staatsbürger, ins sichere Deutschland überführt.
Der kleine Konvoi setzte sich am 11. März Richtung Lemberg, Ukraine, kurz vor Mitternacht in Bewegung. Das Ziel: ein Grenzübergang nahe der polnischen Ortschaft Medyka. Vier Kleinbusse sollten am Ende der beklemmenden und beschwerlichen Reise 41 Stunden lang nonstop unterwegs gewesen sein und eine Strecke von 2.800 Kilometern zurückgelegt haben. Das Helfer-Team umfasste zehn Personen, darunter auch russischsprachige, die als Dolmetscher fungierten.
Die Mission gelang nur durch viele Spender und Unterstützer im Hintergrund. Sowohl die Verbandsgemeinde Pellenz, die Ortsgemeinde Nickenich, die Barmherzigen Brüder Saffig und das Haus Eulenhorst der Caritas Koblenz stellten Transporter aus ihren Fuhrparks zur Verfügung. Die Fahrzeuge wurden mit unentbehrlichen medizinischen Waren wie FFP2-Masken und Medikamenten sowie essenziellen Hilfsgütern wie Batterien, Taschenlampen, haltbaren Lebensmitteln und Trinkwasser beladen. Die Spenden kamen sowohl der Zivilbevölkerung, die mit Stromausfällen zu kämpfen hat, als auch den Soldaten an der Front zugute.
Die Lieferung der Spendengüter gestaltete sich schwierig, da Grenzübergang und Verpflegungsposten wegen der zahlreichen Helfer aus ganz Europa stark überlastet war. Die Waren mussten fünf Kilometer vor der polnisch-ukrainischen Grenze einem Rot-Kreuz-Transporter übergeben werden, der sie weiter Richtung Ukraine bringen sollte. Auch die Aufnahme von Flüchtlingen im polnischen Breslau und Tomaszow bedurfte organisatorischen Geschicks, wie ein Helfer unterstrich: „In unserer Vorstellung glaubten wir, dass dort hunderte Menschen nur auf uns warten, um dem Elend zu entfliehen. Doch viele hoffen auf ein schnelles Ende des Krieges und wollen deshalb in einem Anrainer-Staat wie Polen, Rumänien oder der Republik Moldau ausharren. Aber dank unserer guten Kontakte und unserer Entschlossenheit konnten wir 17 Ukrainer und Ukrainerinnen nach Deutschland in Sicherheit bringen.“
War man zunächst mit dem Plan angereist, ukrainische Waisenkinder aus Polen nach Deutschland zu bringen, musste man spontan umdisponieren, da diese bereits eine frühere Fahrgelegenheit genutzt hatten und hohe bürokratische Hürden eine unvorbereitete Mitnahme andere Waisen unmöglich machte. Am Bahnhof Breslau erwartete die Helfer ein mitleiderregendes Bild. Zahlreiche Mütter und ihre Kinder warteten in der tristen Bahnhofshalle, wo sie ihr notdürftiges Lager bezogen hatten. Manches Kind kuschelte sich an sein in Hast gerettetes Haustier oder die Puppe. Auch in Tomaszow gestaltete sich die Lage als niederdrückend. An beiden Orten konnten jedoch mit Hilfe derDolmetscherinnen aus dem Helferteam Mitreisewillige gefunden werden. Ein Organisator sagte: „Wir mussten echte Überzeugungsarbeit leisten, dass wir den Menschen nichts Böses wollten. Denn die Geflüchteten waren voller Angst und Sorge. Das Schreckliche, was sie erlebt haben, hat sie tief misstrauisch gemacht. Außerdem gibt es eine gewisse Gefahr von Schleuserkriminalität, welche die Sorgen anheizt.“
Das erschöpfte Helfer-Team blickte am 13.03.2022 nach der Rückkehr in Koblenz stolz auf seine erfolgreich erfüllte Mission zur Wahrung des Friedens in Europa zurück.